Köcherfliegen mit blauen Augen - gibt's das?!?

Wer schon mehrere Köcherfliegen im Bernstein bei größerer Vergrößerung gesehen hat, dem wird aufgefallen sein, dass die Augen die verschiedensten Färbungen zeigen können. Die Normalfarbe ist braun, doch manche Fazettenaugen (Komplexaugen) schillern grünlich, bläulich, metallisch, türkis usw. Sind das Originalfarben? Vorweg gesagt: nein, es sind keine Originalfarben. Das sieht man schon allein daran, dass bei unterschiedlichem Beleuchtungswinkel und unterschiedlichen Lichtquellen andere Farbeffekte hervorgerufen werden. Es muss sich also um einen optischen Effekt handeln. Wie aber entsteht dieser Effekt gerade bei Köcherfliegen - und bei anderen Fazettenaugen selten oder gar nicht? Das liegt am Aufbau dieser Augen. Normalerweise ist die Oberfläche der Fazettenaugen von Insekten relativ flach. Die einzelnen Köcherfliegenommatidien (Einzelaugen) aber sind hoch vorgewölbt. Und damit sind wir schon fast bei der Lösung: jeder hat schon einmal einen Wassertropfen schillern sehen, wenn Licht von hinten oder der Seite hineinfällt. Alle Spektralfarben sind zu sehen. Das weiße Licht wird durch die Wölbung des Tropfens in seine Spektralfarben zerlegt - nicht der Tropfen hat die metallene Färbung. So ähnlich muss man es sich auch beim gewölbten Einzelauge vorstellen: das Harz, eventuelle dünnste Luftschichten auf dem Einzelauge und das Material des Auges haben unterschiedliche Brechkraft für das Licht. So wird es beim Übergang vom einen in das andere Medium gebrochen und in verschiedene Farben aufgespalten - aber nur bei ganz bestimmtem Lichteinfallswinkel.
Übrigens: dieses Phänomen habe ich auch bei Felsenspringeraugen beobachtet. Bei bestimmter Beleuchtung schillern auch seine Augen grünlich-blau.

links: Köcherfliegenauge, rechts: Felsenspringerauge