Dass Bernstein das fossile Baumharz ist, weiß jeder. Aber wie entsteht Bernstein? Wie alt ist Bernstein? Von welchen Bäumen stammte das Harz? Was ist Echter Bernstein oder Naturbernstein? usw.

Naturbernstein, Echter Bernstein, Seebernstein, Erdbernstein, Geklärter Bernstein, Gekochter Bernstein, Autoklavierter Bernstein


Der Baltische Bernstein lagerte ursprünglich im Großbereich des Samlandes in der sogenannten Blauen Erde. Heute finden wir ihn nicht nur dort. Durch den Gletschertransport in der Eiszeit und durch die Schmelzflüsse gelangte er zum Beispiel sowohl in die See als auch in Ablagerungen, die wir heute in vielen Kiesgruben finden, zum Beispiel in der Berliner Gegend und im Emsland.
Wir können also den Seebernstein (Ostsee / Nordsee) und den Erdbernstein (irgendwo in der Erde gelagert) unterscheiden.
Der Erdbernstein hat eine stärkere Verwitterungskruste, je nachdem, mit wieviel Luft er in Kontakt geraten ist. Lagerte er im Grundwasser, so ist diese Verwitterungskruste minimal.
Entsprechend abgeschliffener ist der Seebernstein, der auch weniger Schlauben-Bernsteine enthält, da diese leichter durch die Brandung zerschlagen werden.
Beide Bernsteine bezeichnet man als Naturbernsteine, da sie durch den Menschen nicht künstlich behandelt wurden.

Im "Reichsgesetzblatt Nr. 48, Tag der Ausgabe: Berlin, den 4. Mai 1934" wurde festgelegt, dass der Begriff "Bernstein" geschützt ist. Mit dem Wort "Bernstein" darf "im geschäftlichen Verkehr nur Naturbernstein oder ein Erzeugnis bezeichnet werden, das aus Naturbernstein ohne nachahmenden Zusatz besteht".
Interpretation: Ein "Erzeugnis" aus Naturbernstein wäre zum Beispiel auch Pressbernstein oder autoklavierter Bernstein.

Dieses Gesetz hatte bis in die Bundesrepublik überdauert und war gültig.
Es wurde mit Wirkung vom 1.1.2005 überarbeitet (Fundstelle: BGBl I 1994, 3082 (1995 I 156):
Gesetz zum Schutz des Bernsteins in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 7127-2, veröffentlichten bereinigten Fassung.
Erst mit Wirkung vom 25.4.2006 wurde dieses Gesetz aufgehoben (Fundstelle: BGBl I 2006, 894):
"Erstes Gesetz zur Bereinigung des Bundesrechts im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMWiT/BMASBerG 1)".
Stern.de vom 4.5.2005 schreibt dazu in "Regierung entstaubt Gesetzbuch":
"Dass nur echter Bernstein als Bernstein bezeichnet werden darf, ist längst an anderer Stelle geregelt. Auf ein spezielles "Gesetz zum Schutz des Bernsteins" kann daher getrost verzichtet werden…".
In der CIBJO (Confederation Internationale Bijouterie Juweliere Overterie), Stand 1997, steht sinngemäß, dass als Naturbernstein nur der Bernstein bezeichnet werden darf, der wie der in der Natur gefundene Bernstein beschaffen ist.

Geklärter Bernstein = Gekochter Bernstein = Erhitzter Bernstein
Bernstein kann durch Erhitzen (früher zum Beispiel im Ölbad) geklärt werden, d.h. Trübungen verschwinden. Der Bernstein wird dabei zwischenzeitlich weicher, Blasen können entweichen. Nach dem Erkalten ist dieser Bernstein auch etwas fester und besser für die Schmuckherstellung geeignet. Er ist aber kein Naturbernstein mehr, sondern geklärter Bernstein = gekochter = erhitzter Bernstein.

Autoklavierter Bernstein
Noch klarer und härter bekommt man den Bernstein, wenn man ihn in einer Autoklave behandelt. In diesen Geräten wird ein unglaublich hoher Druck aufgebaut (ca. 25 atm.), dabei entsteht auch starke Hitze. Viele typische Eigenschaften sind dadurch verloren gegangen - vor allem sind die ätherischen Duftstoffe entwichen, die den Naturbernstein beim Beschleifen so angenehm riechen lassen.


Pressbernstein = Verbundener Bernstein
Bernsteinreste, Bernsteinpulver, kleinere Bernsteine können in einem speziellen Gerät so stark zusammengepresst werden, dass sie bei diesem starken Druck und entstehender Hitze zu einer einheitlichen Bernsteinmasse verschmelzen. Es entstehen Bernsteinstäbe oder Bernsteinplatten, aus denen man dann z. B. Perlen drehen oder Zigarettenspitzen fertigen kann. Auch in der Elektroindustrie fand Pressbernstein als Isolator Verwendung. Voraussetzung für Pressbernstein einheitlicher Farbe ist ein gutes Vorsortieren nach Farbe und Entfernen von Verunreinigungen, Krusten usw.


Modifizierter Bernstein
Dieses ist ein neuerer Begriff der Schmuckbranche und fasst alle behandelten Bernsteine zusammen, die keine Naturbernsteine mehr sind, aber keine anderen Zusätze enthalten.

"Echt Bernstein"
"Echt Bernstein" ist ein schwammiger Begriff, der nur ausagt, dass Bernstein in irgendeiner Form enthalten ist.
Noch irreführender ist der Begriff "Wie Bernstein", der darauf hinweist, dass es sich nicht um Bernstein handelt, sondern um ein ähnlich wie Bernstein aussehendes Produkt.

"Sonnenflinten": Entgegen der landläufigen Meinung entstehen diese Flinten nicht beim Abkühlen erhitzten Bernsteins, sondern in einer bestimmten Phase der Erwärmung. Genaue Kenntnisse darüber sind nur durch aufwendige Versuchsreihen zu bekommen. Diese Art von Bernstein ist in der Schmuckherstellung sehr beliebt.


Fazit: Naturbernstein hat seine ureigene Farbe. Nach dem Beschleifen kommt diese Farbe optimal zur Geltung. Man findet kaum zwei Naturbernsteine, die sich in Farbe und Struktur gleichen. Das kann man nur erreichen, indem man einen größeren Naturbernstein zersägt.
Sieht man also eine klare Bernsteinkette, bei der alle Perlen die identische Farbe haben, dann kann man meistens davon ausgehen, dass es Echter Bernstein, aber kein Naturbernstein ist, durch Hitzebehandlung so gleich hergestellt. Das machte man auch schon vor hundert Jahren und solche alten Ketten sind durchaus wertvoll. Aber Naturbernstein ist es eben nicht!

Wir sehen hier zwei Bernsteinketten; die obere Kette besteht aus autoklaviertem Bernstein in drei verschiedenen Farben (auch die schwarzen Scheiben sind Bernstein), die untere Kette zeigt verschiedene Naturbernstein-Varianten.


Ergänzung zum Thema "Autoklavierter Bernstein":

Man kann den Autoklaven aber auch schonend einsetzen - und das mit guten Ergebnissen auch bei Einschlüssen im Bernstein. Einige Inklusen sind meist einseitig weißlich teilweise oder ganz verlumt. Bei dem richtigen Einsatz des Autoklaven (und das sind die Geheimnisse der Spezialisten) kann man diese unschönen störenden Verlumungen tatsächlich auflösen. Das funktioniert hervorragend bei Einschlüssen, die einen harten Panzer haben, z.B. bei Käfern oder Asseln.
Unschöne Ergebnisse gibt es bei zarteren Einschlüssen, z.B. Mücken, die dann schwarz und zusammengepresst aussehen, wobei manchmal auch die Flügeläderung kaum noch zu erkennen ist.
Da der Bernstein im Autoklaven vorübergehend weich wird, verschwinden normalerweise durch den Druck auch Luftbläschen bzw. werden stark zusammengepresst. So werden auch die Einschlüsse (die ja nur Hohlräume im Bernstein sind) zusammengepresst und sehen dann verschrumpelt aus (Ausnahme s.o.):


Warum ist so viel autoklavierter Bernstein auf dem Markt?
Zeit bedeutet Geld. Und so werden die Rohbernsteine nicht mehr aufwendig daraufhin untersucht, ob sie Inklusen enthalten könnten, sondern direkt in den Autoklaven gegeben.
Der autoklavierte Bernstein ist fester und besser zu Schmuck zu verarbeiten - und viele Käufer finden den klaren autoklavierten Bernstein sogar noch schöner, zumal er Farben bekommen kann, die Naturbernsteine nicht aufweisen.